JA-SAGER!
„Wir möchten einen teamfähigen, kollegialen und hilfsbereiten Mitarbeiter für die neu zu besetzende Position.“ Das hören wir von unseren Mandanten immer wieder, wenn es darum geht, die Soft Skills für die zu besetzende Vakanz zu definieren. „Kurzum nett soll der Neue sein!“ So lesen sich auch viele Stellenanzeigen in den gängigen Portalen. Für das Miteinander am Arbeitsplatz ist das sicher auch erstrebenswert, jedoch stellt sich die Frage, ob diese Aura auch für den neuen Mitarbeiter selbst so erstrebenswert ist.
Wer nett ist, muss nicht allein Mittag essen, in der Teeküche herrscht statt distanziertem Schweigen lockere Plauderei. Manchmal bringen Kollegen einem auch einen Kaffee oder mal etwas Süßes mit. Wer nett ist, springt auch ein, wenn es mal eng wird. Nett sein heißt gemocht zu werden, auch im Job. Klingt super, ist es aber nicht unbedingt. Für die Karriere ist es oft eher hinderlich und kann einem sogar schaden. Nett sein darf man nicht mit Freundlichkeit verwechseln: Ein höflicher Umgangston sollte im Job eine Selbstverständlichkeit sein. Mit nett ist gemeint, dass man ständig Aufgaben übernimmt, die sonst keiner will. Oder auch, dass man auf ruppige Ansagen oder unberechtigt heftige Kritik so „nett“ wie immer antwortet.
Wer nett ist, wird oft als Ja-Sager wahrgenommen. Wer nur macht, was er gesagt bekommt, ärgert sich oft und staut dadurch auf Dauer einiges an Frustration auf. Die Wahrscheinlichkeit eines Burn-Out Syndroms ist bei diesen Menschen größer, da Sie immer mehr Aufgaben aufgebrummt bekommen und Frustrationen in sich hinein fressen. Erschwerend dazu kommt, dass Ja-Sager in den Unternehmen meist kein gutes Ansehen haben. Für die Mühe bekommen Sie in der Regel keine Anerkennung. Die Aufgaben, die keiner will, sind meist solche, mit denen man zwar beschäftigt ist, man sich aber nicht profilieren kann. Man bleibt unsichtbar. So bekommen die Netten zunehmend das Gefühl, ausgenutzt und mit Arbeit zugeschüttet zu werden.
Es gibt einige Anzeichen, an denen Mitarbeiter merken, ob sie zu nett sind. „Man wird nicht nach seiner Meinung gefragt und bringt sie von selbst nicht ein. Weiterbildungen, Beförderungen und interessante Aufgaben laufen ohne einen.
Was ist dann zu tun? Bei Entscheidungen ist es besser, sich etwas Bedenkzeit zu beschaffen, als reflexhaft „ja“ zu sagen. Oder man wagt es einfach mal und sagt „nein“ und widerspricht. Es macht Sinn erst einmal im privaten Umfeld damit anzufangen; das trainiert. Darüber hinaus kann man bestimmte Situationen aus dem Arbeitsleben auch privat besprechen und alternative Verhaltensstrategien entwickeln.
Wichtig ist: Wer „nein“ sagt oder jemandem in einer Diskussion Paroli bietet, sollte das nüchtern und sachlich tun. Wer immer nett war und sich dann vornimmt, es nicht mehr zu sein, rutscht schnell in ein trotziges oder beleidigendes Verhalten. Schraubt man seine Nettigkeit zurück und sagt „nein“, sollte man das immer sachlich untermauern können.
Auch aus psychologischen Gesichtspunkten ist das Ja-Sager-Dasein nicht immer erbaulich. Wie bereits oben erwähnt, kann das Ausharren in unangenehmen Situationen durchaus krank machen. Einer Situation ausgeliefert zu sein, diese nicht aktiv beeinflussen zu können oder nicht in der Lage sein, der Situation zu entfliehen, ist gleichbedeutend mit Stress. Im Grunde ist dieser Stress nichts anderes als Angst, also ein verhinderter Fluchtreflex. Aus Angst vor Restriktionen oder gar aus Bequemlichkeit wird im Geschäftsleben oft „ja“ gesagt. Das dauerhafte Ausharren in belastenden Situationen wirkt pathogen. Wie oben erwähnt wäre zum Beispiel ein Burn -Out die pathogene Konsequenz des Ja-Sagers. Auch koronare, neurologische Erkrankungen und/oder ein geschwächtes Immunsystem können die Folge sein. Mit notorischem „ja“ wird man nichts ändern. Es ist wichtig auch einmal „nein“ zu sagen.
Vielen Managern sind kritische Mitarbeiter wichtig. Unter Kritik versteht man die Beurteilung eines Gegenstandes oder einer Handlung anhand von Maßstäben. Wie die Philosophin Anne-Barb Hertkorn ausgeführt hat, sei Kritik damit „eine Grundfunktion der denkenden Vernunft und wird, sofern sie auf das eigene Denken angewandt wird, ein Wesensmerkmal der auf Gültigkeit Anspruch erhebenden Urteilsbildung.“ Sie gilt im Sinne einer Kunst der Beurteilung als eine der wichtigsten menschlichen Fähigkeiten. (Wikipedia)
Klar sind „nein“-sagende Mitarbeiter anstrengend. Ein chronisches „Nein“, i.S.v. das Haar in der Suppe zu suchen, ist auch problematisch. Daher sollte das „Nein“ immer mit einer Meinungsäußerung verbunden sein. Auch eine gute Strategie wäre, wenn man etwas nicht weiß, hat man temporär keine Meinung, bis man es besser weiß. Das ist immer noch besser als ein kategorisches „Ja“ oder „Nein“. „Muss ich noch darüber nachdenken“ hilft da und zwingt einen das dann auch zu tun. Kritische Naturen bringen in einer offenen Kultur neue Aspekte in die Diskussion, die per se zu einem besseren Urteil führen. Wir sind also auf dem Holzweg, wenn wir nur die teamfähigen, Kollegialen Ja-Sager in Unternehmungen präferieren. Nur eine gesunde, sachlich und kritisch geführte Unternehmenskultur ist innovativ. Ein begründetes „nein“ wird dann per se auch von Vorgesetzten akzeptiert.
Sven Kuke
Kuke & Keller Consulting oHG
Falkensee, 23.1.2024
„Wir möchten einen teamfähigen, kollegialen und hilfsbereiten Mitarbeiter für die neu zu besetzende Position.“ Das hören wir von unseren Mandanten immer wieder, wenn es darum geht, die Soft Skills für die zu besetzende Vakanz zu definieren. „Kurzum nett soll der Neue sein!“ So lesen sich auch viele Stellenanzeigen in den gängigen Portalen. Für das Miteinander am Arbeitsplatz ist das sicher auch erstrebenswert, jedoch stellt sich die Frage, ob diese Aura auch für den neuen Mitarbeiter selbst so erstrebenswert ist.
Wer nett ist, muss nicht allein Mittag essen, in der Teeküche herrscht statt distanziertem Schweigen lockere Plauderei. Manchmal bringen Kollegen einem auch einen Kaffee oder mal etwas Süßes mit. Wer nett ist, springt auch ein, wenn es mal eng wird. Nett sein heißt gemocht zu werden, auch im Job. Klingt super, ist es aber nicht unbedingt. Für die Karriere ist es oft eher hinderlich und kann einem sogar schaden. Nett sein darf man nicht mit Freundlichkeit verwechseln: Ein höflicher Umgangston sollte im Job eine Selbstverständlichkeit sein. Mit nett ist gemeint, dass man ständig Aufgaben übernimmt, die sonst keiner will. Oder auch, dass man auf ruppige Ansagen oder unberechtigt heftige Kritik so „nett“ wie immer antwortet.
Wer nett ist, wird oft als Ja-Sager wahrgenommen. Wer nur macht, was er gesagt bekommt, ärgert sich oft und staut dadurch auf Dauer einiges an Frustration auf. Die Wahrscheinlichkeit eines Burn-Out Syndroms ist bei diesen Menschen größer, da Sie immer mehr Aufgaben aufgebrummt bekommen und Frustrationen in sich hinein fressen. Erschwerend dazu kommt, dass Ja-Sager in den Unternehmen meist kein gutes Ansehen haben. Für die Mühe bekommen Sie in der Regel keine Anerkennung. Die Aufgaben, die keiner will, sind meist solche, mit denen man zwar beschäftigt ist, man sich aber nicht profilieren kann. Man bleibt unsichtbar. So bekommen die Netten zunehmend das Gefühl, ausgenutzt und mit Arbeit zugeschüttet zu werden.
Es gibt einige Anzeichen, an denen Mitarbeiter merken, ob sie zu nett sind. „Man wird nicht nach seiner Meinung gefragt und bringt sie von selbst nicht ein. Weiterbildungen, Beförderungen und interessante Aufgaben laufen ohne einen.
Was ist dann zu tun? Bei Entscheidungen ist es besser, sich etwas Bedenkzeit zu beschaffen, als reflexhaft „ja“ zu sagen. Oder man wagt es einfach mal und sagt „nein“ und widerspricht. Es macht Sinn erst einmal im privaten Umfeld damit anzufangen; das trainiert. Darüber hinaus kann man bestimmte Situationen aus dem Arbeitsleben auch privat besprechen und alternative Verhaltensstrategien entwickeln.
Wichtig ist: Wer „nein“ sagt oder jemandem in einer Diskussion Paroli bietet, sollte das nüchtern und sachlich tun. Wer immer nett war und sich dann vornimmt, es nicht mehr zu sein, rutscht schnell in ein trotziges oder beleidigendes Verhalten. Schraubt man seine Nettigkeit zurück und sagt „nein“, sollte man das immer sachlich untermauern können.
Auch aus psychologischen Gesichtspunkten ist das Ja-Sager-Dasein nicht immer erbaulich. Wie bereits oben erwähnt, kann das Ausharren in unangenehmen Situationen durchaus krank machen. Einer Situation ausgeliefert zu sein, diese nicht aktiv beeinflussen zu können oder nicht in der Lage sein, der Situation zu entfliehen, ist gleichbedeutend mit Stress. Im Grunde ist dieser Stress nichts anderes als Angst, also ein verhinderter Fluchtreflex. Aus Angst vor Restriktionen oder gar aus Bequemlichkeit wird im Geschäftsleben oft „ja“ gesagt. Das dauerhafte Ausharren in belastenden Situationen wirkt pathogen. Wie oben erwähnt wäre zum Beispiel ein Burn -Out die pathogene Konsequenz des Ja-Sagers. Auch koronare, neurologische Erkrankungen und/oder ein geschwächtes Immunsystem können die Folge sein. Mit notorischem „ja“ wird man nichts ändern. Es ist wichtig auch einmal „nein“ zu sagen.
Vielen Managern sind kritische Mitarbeiter wichtig. Unter Kritik versteht man die Beurteilung eines Gegenstandes oder einer Handlung anhand von Maßstäben. Wie die Philosophin Anne-Barb Hertkorn ausgeführt hat, sei Kritik damit „eine Grundfunktion der denkenden Vernunft und wird, sofern sie auf das eigene Denken angewandt wird, ein Wesensmerkmal der auf Gültigkeit Anspruch erhebenden Urteilsbildung.“ Sie gilt im Sinne einer Kunst der Beurteilung als eine der wichtigsten menschlichen Fähigkeiten. (Wikipedia)
Klar sind „nein“-sagende Mitarbeiter anstrengend. Ein chronisches „Nein“, i.S.v. das Haar in der Suppe zu suchen, ist auch problematisch. Daher sollte das „Nein“ immer mit einer Meinungsäußerung verbunden sein. Auch eine gute Strategie wäre, wenn man etwas nicht weiß, hat man temporär keine Meinung, bis man es besser weiß. Das ist immer noch besser als ein kategorisches „Ja“ oder „Nein“. „Muss ich noch darüber nachdenken“ hilft da und zwingt einen das dann auch zu tun. Kritische Naturen bringen in einer offenen Kultur neue Aspekte in die Diskussion, die per se zu einem besseren Urteil führen. Wir sind also auf dem Holzweg, wenn wir nur die teamfähigen, Kollegialen Ja-Sager in Unternehmungen präferieren. Nur eine gesunde, sachlich und kritisch geführte Unternehmenskultur ist innovativ. Ein begründetes „nein“ wird dann per se auch von Vorgesetzten akzeptiert.
Sven Kuke
Kuke & Keller Consulting oHG
Falkensee, 23.1.2024